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Die Lebenskunst

Was gibt es zu Lernen um Alexander's Arbeit wirklich in mein Leben zu bringen



Alexander-Technik ist keine Technik wie es Techniken etwa zum Skifahren oder Atem-Techniken gibt. F.M. Alexander nannte das, was er machte schlicht “Die Arbeit” ( The work). Alexanders Arbeit ist eher eine Technik im ursprünglichen Sinn des Wortes. Technik kommt vom altgriechischen techne für Handwerk, Kunstfertigkeit, Kunst. Die Alexander-Technik bietet die Möglichkeit sich in grundlegenden Fähigkeiten einzuüben, die ein erfülltes Leben in Gesundheit fördern ebenso wie unser Bestmögliches in allem, was wir tun in unserem Leben.


Alexanders Arbeit ist in diesem Sinne eine Kunst fürs Leben, eine Lebenskunst.

Diese Blume (entstanden beim Sommerkurs 2021) beschreibt die Lernwege, die Alexanders Kunst ermöglichen, gewissermaßen die "schönen Künste". Es sind "schöne" Künste, weil jede eine (Kunst-) Fertigkeit zum Ziel hat, die bereits für sich allein nützlich ist und das Leben schöner macht. Und weil ich jede ein Leben lang üben kann. Je besser ich jede einzelne meistere desto mehr entfaltet sich die Schönheit und Tiefe von Alexanders Arbeit.


Wie der Körper richtig funktioniert - die Quelle.

(Alexander-Jargon: Primary control of my use in all my activities)


Alle Alexander-Schüler lernen zunächst, was für uns die Basis für gutes Funktionieren in jeder Hinsicht bedeutet. Stark vereinfacht heißt das: Nicht unnötige Muskelspannung aufbauen. Unter diesem “Du minus Extra-Spannung” kann sich mein “wahre Natur” als Mensch enthüllen, eine Aufrichtung ohne unnötige Muskelspannung, die mir meine tatsächliche Größe wiedergibt, Haltung ohne zu halten. Das ist mein eigentliches Zuhause, meine Quelle der Lebenskraft. Dieser Zustand bildet die Voraussetzung für bestmögliches Funktionieren, nicht nur von Muskeln und Gelenken, sondern in jeder Hinsicht - körperlich, mental, emotional, spirituell.


Das Problem ist, dass wir unbewusst und unwillentlich zu viel Spannung entwickeln, wenn wir etwas tun, alle auf verschiedene Art und Weise.


Die große Kunst besteht darin, dennoch so oft und so gut wie möglich dieses “Du minus Extra-Spannung” zu erreichen, also möglichst in jeder Bewegung, jeder Tätigkeit, jeder Situation, jeder Aktion und Interaktion - in Ruhe und wenn ich etwas tue.


Was ich unbewusst verliere, kann ich durch einen Umweg über Bewusstheit wieder bekommen. Dabei helfen die schönen Künste


1 Kunst der Aufmerksamkeit


Wenn ich Alexanders Arbeit in mein Leben bringen will, hilft es die Aufmerksamkeit zu trainieren. In der Regel ist die Aufmerksamkeit verengt. Wenn ich beispielsweise nur bei meiner Aufgabe bin und mich selbst vergesse, kann ich nicht unnötige Muskelspannung in meinem Körper merken. Gleiches gilt, wenn ich etwa nur bei meinen Gedanken bin oder nur bei meinem Ziel oder abgelenkt oder nicht richtig wach, sozusagen zu entspannt.


Die Kunst besteht darin, die Aufmerksamkeit so zu erweitern, dass ich gleichzeitig bei dem bin, was ich tue, bei mir und bei meiner Umwelt. Ziel ist ein allgemein höheres Niveau von Bewusstheit.


2 Kunst der Sinneseinschätzung und -wertschätzung

(Alexander-Jargon: sensory appreciation)


Wir merken nicht wie wir uns verspannen, wir merken erst die Folgen. Wir sind nicht “feinfühlig” genug. Unser kinästhetischer Sinn mit dem wir uns spüren ist nicht sensibel genug oder besser “verdorben” wie Alexander sagte. Das ist kein körperliches Problem mit Nerven und Rezeptoren, eher eine angewöhnte Wahrnehmungsverzerrung, eine Art erlernter “Amnesie”. Wir haben “blinde Flecken” auf unserer Körperlandkarte.


Verzerrte Eigenwahrnehmung beeinflusst auch die Wahrnehmung nach außen. Die Kunst besteht darin alle Sinne zu verfeinern und ihr Zusammenspiel zu harmonisieren. Oft heißt das beispielsweise die Dominanz der Augen etwas zu verringern.


3 Die Kunst des Neins, um ein anderes Ja zu erlauben (Innehalten, Inhibition)


Ich muss erst aufhören zu tun, was ich nicht will, um etwas anderes tun zu können.


Die Kunst des Innehalten oder die Kunst der Inhibition besteht darin, bewusst zu stoppen, was schädlich und unkonstruktiv ist, zum Beispiel:

  • Eine Bewegung mit unnötig viel Spannung

  • einen Gedanken, der Stress und Verspannung in meinem Körper auslöst

  • Ein Verhalten, das kontraproduktiv ist


Inhibition ermöglicht eine echte Wahl etwas anders zu machen. Dieser Stopp eröffnet neue Möglichkeiten. Die Kunst besteht darin diese natürliche Anlage so zu trainieren, das solche "Moment-mal"-Momente auch möglich sind, wenn es schneller, schwieriger, emotional herausfordernder wird.


4 Die Kunst zu sich zu kommen - Alexanders Navigationshilfe "nach Hause"

(Anweisungen/ Directions)

Unnötige Muskelspannung macht uns kleiner, enger und steifer. Wir ziehen uns Richtung Zentrum zusammen. Wenn sich diese Spannungen lösen, entfernen sich Körperteile von einander. Der Körper erhält mehr von seiner natürlichen Länge, Weite, Volumen - seiner tatsächlichen Größe- die Basis für gutes Funktionieren aller Körpersysteme.


Durch gedankliche Anweisungen kann ich den Körper anregen und unterstützen sich so neu zu organisieren. Ich sende Botschaften an die Körperteile, wie zum Beispiel "Schultergürtel weitet sich". Die Anweisungen - auf englisch: directions - sind wie eine Art Navigationshilfe “nach Hause”.


Die Kunst besteht zum einen darin möglichst umfassend und zielgerichtet unnötige Spannungen im ganzen Körper anzusprechen. Außerdem soll die “Navigationshilfe” nicht nur in Ruhe sondern auch in der Aktion verfügbar sein, insbesondere, wenn es um etwas geht.



5 Die Kunst des Fühlens


Wenn ich schief stehe, denke ich bin gerade. Wenn ich gerade stehe, denke ich, ich bin schief. Jeder Alexander-Schüler macht diese Erfahrung. Diesen Eindruck vermittelt mir ein Gefühl, das täuscht. Jeder Automatismus, jede Gewohnheit hat ein dazu passendes Gefühl, das uns unbewusst und unwiderstehlich wie eine Meeresströmung zurück ins Gewohnte zieht. Gefühle sind mehr als nur Emotionen, sie sind ein Kondensat von vielen unbewussten Prozessen, unter anderem Wahrnehmungen, Erinnerungen, Emotionen, unbewusstem Denken.


Wenn ich eine Gewohnheit ändern will, muss ich das dazu gehörige Gefühl ändern. Wenn ich wirklich gerade stehen will, muss ich wissen, wie sich das anfühlt. Alexanders Arbeit ist die Kunst Gefühle verlässlich zu machen und so nachhaltige Veränderung zu ermöglichen.


Gefühle leiten nicht nur Bewegungen. Sie sind das Mittel mit das Unterbewusstsein komplexes Verhalten bis hin zu politischem Handeln steuert. Gewohnheiten, also Automatismen prägen alle Bereiche unseres Erlebens und Handelns. Gefühle sagen uns selbst, wer wir sind - unser gefühltes Selbst ist wofür wir uns halten.


Die Kunst und tägliche Praxis besteht darin Alexanders Prozess des Verlässlichmachens auf möglichst viele Aspekte des eigenen Lebens anzuwenden und so freier zu werden, was mich in gewohnten Bahnen hält.


Die schönen Künste bedingen und befördern sich gegenseitig. Wenn ich meine Aufmerksamkeit besser weiten kann, kann ich leichter Spannungen in allen Körperteilen gleichzeitig adressieren durch gedankliche Anweisungen. Fortschritte in den Schönen Künsten führen zu Fortschritten in der “Kunst des Lebens”. In allen kann ich mich mein Leben lang einüben und immer neue Entdeckungen und Fortschritte erleben.



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